Mittwoch, 06.09.2017

Unter ständiger Beobachtung

05.09.2017 und 06.09.2017

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht so ganz sicher, wie ,,frei“ ich über dieses Thema schreiben darf, aber ich würde es doch ganz gerne mal ansprechen. Nachdem wir die Einrichtung kennen gelernt haben, wurden wir am folgendem Tag einer endlosen Reihe von ,,autorités“ vorgestellt. Ich würde euch jetzt sehr gerne davon berichten, wer das genau war und welche Funktionen durch diese Personen abgedeckt werden. Ähm ja, leider habe ich weder etwas von dem Gesprochenem verstanden, noch kann ich im Nachhinein die Gesichter der verschiedenen Kommandanten (den Unterschied zwischen der Kompanie und Brigade habe ich trotz mehrfachen Erklärungsversuchen immer noch nicht durchblickt) und ,,comissaires“ auseinander halten. Stattdessen spüre ich immer noch den eindringlichen Blick des momentanen Präsidenten auf mir. Egal in welchem Amtszimmer wir uns befanden, er war immer mit dabei :D

Wäre er ein Familienangehöriger, würde man sich vielleicht sogar geborgen und geschützt fühlen, es gibt ja genug Menschen, die Erinnerungen oder Glücksbringer von ihren Lieben bei sich tragen. Ist er aber nicht. Stattdessen sagt sein Blick ,,Hallo, ich bin hier. Immer. Sei stolz auf unser Land. Sei stolz auf mich. Auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.“ - und das vielleicht Wichtigste: Er schaut auf dich herab und du schaust zu ihm hoch.

An dieser Stelle liebe Grüße an meine Lehrer und diverse Karikaturen, die außer Frage stellen welche Interpretationsrichtung an dieser eingeschlagen wird.

Aber das bleibt jedem selbst überlassen. Mir persönlich lief nicht nur einmal ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ich bin mir auch nicht sicher, inwiefern meine Verständnisprobleme darauf beruhten, dass ich mich innerlich sehr über diese deutliche Geste ärgern musste und mich leider nicht auf das eigentliche Gespräch konzentrieren konnte. Glücklicherweise kann ich dann Franzi immer mit fragenden Blicken bombardieren und mich auch schon mal etwas hinter meinen ,,Sprachproblemen“ verstecken.

Es tut mir in der Seele weh die Menschen in diesem Land zu sehen, zu wissen welche große Arbeitsbereitschaft vorliegt und sich trotzdem genauso darüber im Klaren zu sein, dass der Respekt vor Autoritäten und Regierungsstrukturen vor dem Gemeinschaftsgefühl steht. Damit ist nicht die Solidarität innerhalb von Familien oder Regionen gemeint, sondern eine, welche sich nicht von Gehaltsunterschieden einschränken lässt. Wie schon bei dem Beitrag zu Douala angesprochen, sind die Unterschiede sehr extrem ausgeprägt. Wenige profitieren (nicht zuletzt durch Korruption), während der Großteil auf der Verliererseite steht. Afrika ist nicht arm. Aber ich wage es zu behaupten, dass es durch den Egoismus Einzelner arm gemacht wird.

An der Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass die Blogeinträge auf meiner eigenen subjektiven Wahrnehmung und Meinung beruhen! Wer einen objektiven Bericht sucht, ist hier sicher an der falschen Stelle.

Trotz meiner automatischen Abneigung gegen solche Strukturen, komme ich nicht umhin zu sagen, dass wir überall mit einer großen Herzenswärme empfangen wurden. Jeder hat uns seine Handynummer gegeben, damit wir im Notfall anrufen können und somit für unsere Sicherheit bestens gesorgt ist (ich habe sämtliche Nummern unter einem Kontakt eingespeichert, da ich wie gesagt nicht die geringste Ahnung habe wer wer und wofür zuständig ist 😀). Ich schaffe es auch irgendwie nicht diese offenkundig herzensguten Menschen mit dem System in Einklang zu bringen, in dem sie integriert sind. Weiterhin fand ich es auf unserer Tour durch Baham sehr erstaunlich wie ausgebaut die Aufgabenverteilung ist. Neben Gesundheitsministern, gibt es ebenso Minister für Kultur, Öffentlichkeitsarbeit oder die Jugend (die Liste lässt sich fast endlos fortsetzen, auf den ersten Blick scheint es, dass jede Kleinigkeit ausnahmslos abgedeckt ist).