Sonntag, 17.09.2017

Freudestrahlende Kinderaugen

Das Thema Spenden ist für viele mit einem unguten Gefühl behaftet. Einerseits möchte man natürlich nicht so vermessen sein und nur für sich selbst leben, schließlich geht es einem doch so viel besser als der restlichen Welt – Ach nein, eigentlich geht es einem gerade gar nicht gut. Das Auto ist kaputt. Das Handy wurde geklaut. Die Heizung im Haus muss auf den neusten Stand gebracht werden. Nein, eigentlich hat man gerade selbst genug Probleme, man ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und das soll verwerflich sein? Nein, man kann nur anderen helfen, wenn es einem selbst gut geht. Wenn alles wie geschmiert läuft, erst dann blickt man von seinen Problemen auf und schafft es vielleicht über den Tellerrand hinaus zu schauen. Dann stellt sich die Frage: Wie kann ich denn überhaupt helfen? Nein, mit der Organisation geht es nicht, da läuft alles Geld nur der Bürokratie zu. Bei der nächsten das gleiche Problem. Und eigentlich macht doch der kleine Teil auch überhaupt nichts aus.

Ich war zwar bisher ,,nur“ Schülerin, aber ich kenne diese (sehr überspitzt dargestellten) Gedankengänge trotzdem. Selbst als Schüler wäre man durchaus in der Lage auf bestimmte Dinge zu verzichten, um an anderer Stelle etwas zu unterstützen. Selbstverständlich macht man das nicht, das steht außer Frage. Damit schließe ich mich natürlich ein.

Ich bezweifle nicht, dass es Organisationen gibt, die den Willen zu spenden missbrauchen. Bis gestern war ich grundsätzlich allem in der Hinsicht gegenüber sehr kritisch eingestellt. Bis zu dem Punkt, wo ich einen riesigen Kanister Öl aus einem klapprigen Taxi in den großen Saal des AHPVs geschleppt habe. Danach ein Sack Zucker und eine monströse Packung Spaghetti.

Im großen Saal schlug mir eine ausgelassene, fast schon weihnachtsartige Stimmung entgegen von den dort versammelten Kindern. Grund dafür war eine großzügige Spende an Lebensmitteln und Schulmaterialien, die am Samstag verteilt wurde. Die Spender wurden mit dem Lied ,,we are happy to see you today“ (natürlich in bestem Englisch mit folgender Aussprache: wi ar happi tu si ju todey) begrüßt, was nicht nur eine Formalität war, sondern in dem Moment wirklich der Stimmung entsprach. Selbst (oder besonders?) die Gesichter der behinderten Kindern schienen vor Freude zu platzen. Schaute man in die Runde, blickten einem ausschließlich strahlende Kinderaugen entgegen. Dabei spürte man sehr deutlich, dass sie sich alle bewusst waren, dass sie auf genau solche Spenden angewiesen sind. Ohne hätten viele von ihnen kein Zuhause. Die Einrichtung ist aufgrund der fehlenden staatlichen Unterstützung extrem abhängig von Spendengeldern. Hier bewirkt jede noch so kleine Kleinigkeit etwas. Dazu kommt noch, dass hier der Euro wesentlich mehr wert ist als in Deutschland, beispielsweise kommt man in einem 2-Personenhaushalt mit 60 Euro im Monat für Lebensmittel gut hin. Das vergrößert die Auswirkung einer Spende aus dem europäischen Raum nochmals.

Das soll kein Appell an das schlechte Gewissen sein. Auch keine Moralpredigt. Wie man leben möchte, muss man für sich selbst entscheiden. Vielmehr möchte ich zum Ausdruck bringen, dass wir mit sehr wenig sehr viel bewirken können. Deutlich mehr als wir glauben. Und ich bin unheimlich dankbar, dass es Spender gibt, die die Arbeit des AHPVs ermöglichen. An der Stelle möchte ich mich auch nochmal bei meinen Unterstützern bedanken. Dank euch ist es möglich, dass ich die tolle Arbeit hier vor Ort unterstützen kann. Entgegen der verbreiteten Meinung ist unsere Einsatzstelle auf Freiwillige angewiesen, ohne uns würde das Konzept der Einrichtung nicht funktionieren. Wie dieses bzw. unsere Arbeit genau aussieht, werde ich in einem der folgenden Blogeinträge beschreiben.